Studentische Partizipation in der Hochschullehre initiieren

Handreichung für Lehrende.


5. Studentische Partizipation findet durch Feedback statt

In der zwischenmenschlichen Kommunikation werden oft Entscheidungen gemeinsam getroffen, die nicht unbedingt als Partizipationsprozesse wahrgenommen werden, aber die wir als solche betrachten. Hinzu kommt, dass bevor Entscheidungen (gemeinsam) getroffen werden können, ein Prozess der Willensbildung stattfinden muss. Über den gesamten Prozess und die jeweiligen Einzelschritte sollte es einen intensiven Austausch zwischen Lehrperson und Studierenden sowie zwischen den Studierenden untereinander geben. Ohne ständige Kommunikation schlägt Partizipation keine Wurzeln. Auch über das Konzept der studentischen Partizipation selbst kann in der Lehre direkt gesprochen werden. Die offensichtlichste Methode, Kommunikation in einer Lehrveranstaltung zu stärken, ist das Feedback.

Eine allgemeine Definition von Feedback von Dainton (2018: 11) sagt aus, dass “Feedback [...] Rückmeldung [bedeutet], vom einfachen Signal bis hin zur komplexen Nachricht. Feedback ist eine Reaktion auf eine Aktion.” Als Feedback kann also, auf Grundlage dieser Definition, jegliche Form von Rückmeldung bezeichnet werden. Hierbei unterscheiden wir zwischen “Ad-hoc” Feedback und “formalisiertem” Feedback. Die Verantwortung zum Ad Hoc Feedback liegt auch bei den Feedbackgebenden und es ist nicht immer auf eine Aufforderung oder formalisierte Methoden angewiesen. Generell gilt: Wer Feedback spontan gibt, verbessert dadurch den Unterricht. Feedback hat verschiedene Funktionen, die von der Weiterentwicklung des Unterrichts zur Steigerung der Unterrichtsqualität bis hin zur Steigerung des Lerneffektes reichen können. Im Großen und Ganzen kann der Einsatz von Feedback in Lehr-Lern-Prozessen zu einer Steigerung des Studienerfolgs führen (vgl. ebd.: 14-16).

Auch bei Feedbackprozessen ist es stets wichtig, von Wechselseitigkeit und Transparenz auszugehen: Also sollten nicht nur die Studierenden den Lehrenden Feedback geben, sondern dies sollte auch andersherum umgesetzt werden. Das bezieht sich nicht nur auf Prüfungssituationen, sondern auch z. B. auf Wortmeldungen oder Fragen. Lehrende geben Studierenden Rückmeldungen, die inhaltlich, aber auch strukturell sein können. Formalisierte Instrumente und eine wechselseitige kontinuierliche Kommunikation sind hierbei unerlässlich (Wörner 2008: 107). Außerdem sollten die Ziele des Feedbacks für alle Beteiligten transparent gemacht werden. Die Studierenden sollten direkt durch ihr eigenes Feedback und die dadurch erfolgenden Änderungen in der Lehre Verbesserungen erleben. Deshalb bietet es sich an, die Studierenden neben der Endevaluation auch vor der Lehrveranstaltung und in Form eines Zwischenfeedbacks zu befragen. Auch Lehrende sollten selbst Rückmeldung über die eigene Wahrnehmung der Lehr-Lernveranstaltung geben.

Feedback in Lehr-Lern-Prozessen kann die Übernahme gemeinsam geteilter Verantwortung bei Lehrenden und Studierenden fördern. Dadurch kann Lehre zu einem gemeinsam gestalteten Prozess werden, an dem alle produktiv mitgestalten können (vgl. Ouden/Rottlaender 2017: 152), was auch mit der oben genannten Definition von studentischer Partizipation übereinstimmt. Studierende können auch am Feedback selbst partizipieren, indem in einem gemeinsamen Prozess alle Modalitäten rund um das Feedback festgelegt werden. So sollte beispielsweise in der Lehrveranstaltung gemeinsam erarbeitet werden, zu wem bzw. zu was Feedback gegeben wird, wann es gegeben wird und in welcher Form.

Vorschläge für die Lehrpraxis:

A. Hole dir als Lehrende/r mit Hilfe von (digitalen) Feedbackbögen vor dem Seminar, in der Mitte des Semesters und am Ende formalisiertes Feedback ein und nutze es für die Seminarplanung. Wenn die Ergebnisse eines formalisierten Feedbacks zu Beginn und während der Veranstaltung von der Lehrperson planerisch genutzt und umgesetzt werden, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass Studierende in Zukunft wieder ihre Interessen kommunizieren. So kann die Lehrveranstaltung gemeinsam weiterentwickelt werden und Lehre kann perspektivisch zu einem gemeinsam gestalteten Prozess werden.

B. Beim Ad hoc Feedback ist es wichtig, die Studierenden zumindest zum Anfang mehrfach dazu zu ermuntern, sich auch ungefragt zu strukturellen und inhaltlichen Themen zu äußern. Feedbackprozesse sollten hierbei wechselseitig umgesetzt werden: Nicht nur Studierende geben Lehrenden Feedback, sondern auch andersherum. Wenn direkt und ohne zeitliche Verzögerungen auf das gegebene Feedback eingegangen wird, kann dies die Feedbackkultur in der Lehr-Lern-Veranstaltung verbessern.

C. Lehrende können sich im Voraus eine Kommunikationsstrategie erarbeiten, die unterschiedliche Kanäle (E-Mails, Abfragen, Sprechstunde, Ansprechbarkeit nach dem Unterricht, Telefon) enthält und über inhaltliche Kommunikation hinausgeht. Die Studierenden sollten darauf hingewiesen werden, dass sie diese Kanäle aktiv nutzen sollen.

D. Um eine ganzheitliche studentische Partizipation gewährleisten zu können, kann es auch hilfreich sein, wenn an der Gestaltung des Feedbacks selbst auch partizipiert werden kann. So könnte gemeinsam mit allen Beteiligten entschieden werden, wozu, wann und von wem Feedback gegeben wird.

Hilfreiches Werkzeug: Feedbackbogen, Fragebogen für Studierende, wann sie Feedback geben und bekommen wollen, 1-Minute-Paper, Zwischenevaluationsbögen, mündliche Feedbackmethoden

Selbstreflexion:

» nächstes Kapitel: Nähe, Identifikation und Vertrauen

Vorwort« 1. Was ist...?« 2. Handlungsraum« 3. Kontinuität« 4. Gemeinschaftsaufgabe« 5. Feedback» 6. Nähe, Identifikation & Vertrauen» 7. Abschluss, Unterstützer*innen und Quellen

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